Immer deutlicher ist zu erkennen, dass die Fotografie des 21.Jh. auf zwei Beinen steht. Dem der Aufnahme und dem der Bearbeitung. Auf den ersten Blick könnte man denken, dass Bearbeitungen die in der analogen Zeit eher selten durchgeführt wurden, nun unumgänglich wären. Nein, ganz im Gegenteil, die digitalen Ergebnisse, übersteigen längst die ihrer Vorfahren.
Im Gegensatz zum Retuschieren, das jahrelange Ausbildung erforderte, sind die mehr oder weniger großen Eingriffe in Bilddaten nun recht einfach geworden und jeder kann sie mit unterschiedlichen Programmen nach und nach durchführen. Damit haben sich die Ansprüche der Betrachter entscheidend gewandelt.
Früher akzeptierte man einen störenden Baum, eine Person die ins Bild lief oder Leitungen, die den Himmel durchschnitten. Heute, weil es ja so leicht geht, werden perfekte Bilder erwartet. Eigentlich verständlich, haben doch die Maler, die den Fotografen vorausgingen, auch nur Gefälliges auf Papier und Leinwand gebracht und Hässliches einfach weggelassen.
Gleich ob wir unsere Bilder in einem Fotobuch präsentieren, sie bei einer Ausstellung zeigen wollen oder bei einem Wettbewerb einreichen, sie sollten perfekt sein. Kein "aber…" und "leider…" zählt mehr. Das betrifft genauso den professionellen Bereich. Ein Fotograf der Bilddateien, so wie sie von der Kamera kommen abliefert, wird, von aktuellen Dokumentationen abgesehen, kaum Chancen auf Folgeaufträge haben.
Denken Sie also an die zwei Beine der Fotografie und genießen Sie es, wenn die Augen die Ihre Bilder betrachten zu leuchten beginnen.